05. Dobien im Siebenjährigen Krieg

2000.09.30. Mitteldeutsche Zeitung
Dieser Stich gibt einen, wenn auch verzerrten Überblick über die Schlacht am 02.Oktober 1760 bei Wittenberg. Rauchwolken kennzeichnen die brennenden Dörfer Dobien und Teuchel

     Während des Siebenjährigen Krieges (1756-1763) fristet Wittenberg, die ehemalige Hauptstadt Kursachsens, zwangsweise ein Dasein als „preußische“ Festungsstadt, bleibt dabei aber weitgehend von Kriegshandlungen verschont. Das änderte sich im Herbst 1760, als sich das Kriegsgeschehen plötzlich in die Wittenberger Region verlagerte.

Preußen, das seit Jahren gegen eine europäische Koalition (Österreich, Frankreich, Russland, Schweden und eine Reihe kleiner deutscher Staaten) um seine Existenz kämpft, gerät immer mehr in die Enge. Finanziell wie auch militärisch verlangt dieser Krieg enorme Anstrengungen und Opfer.

Kursachsen ist in jenem Jahr eher Nebenkriegsschauplatz. Mehr als ein Korps von 12 000 Mann unter General von Hülsen wollte und kann Preußens König und Feldherr Friedrich der Große nicht zur Behauptung Kursachsens aufbieten. Österreichische und württembergische Truppen sowie die Reichsarmee (ca. 43 000 Mann) drängen das preußische Korps immer weiter nach Norden ab. In den letzten Septembertagen ziehen sich die Preußen nach Wittenberg zurück.

Trotz ihrer Unterlegenheit wollen sie hier, gestützt auf die Festung, den Gegnern einen Kampf liefern. Schon am 29. September erobert eine österreichische Abteilung die Brückenschanze auf dem Pratauer Elbufer. Einen Tag später besetzen die Württemberger Pratau. Das Korps Hülsen trifft ebenfalls im Laufe des 30. September bei Wittenberg ein und lagert zwischen Teuchel und der Festung, mit der Front nach Osten. Zum Schutz des Lagers werden Schanzen angelegt.

Die Reichsarmee folgt den preußischen Truppen und erreicht am Vormittag des 2. Oktobers die Gegend nördlich Wittenbergs. Die Preußen haben zunächst auf dem Teuchler Weinberg ihren linken Flügel aufgestellt. Das Dorf Teuchel selbst ist mit Infanterie besetzt, und auf dem Kamm des Weinberges wird eine starke Batterie (18 Geschütze schweren Kalibers) errichtet.

Die preußische Linie verläuft westlich des Trajuhnschen Baches bzw. der heutigen Berliner Straße entlang bis in die Nähe des Festungsbereichs. Zur Beobachtung liegen kleinere preußische Einheiten und Posten außerdem in Labetz, Euper, Dobien, Piesteritz und Coswig. Zwischen Teuchel und Dobien steht die preußische Reiterei.

Nach einem Vorgeplänkel bei Euper formiert sich die Reichsarmee gegenüber der linken preußischen Flanke: hinter Trajuhn, dann westlich über das spätere Russengelände verlaufend bis südlich von Schmilkendorf. Vor Trajuhn werden mehrere Batterien aufgefahren, welche die gesamte preußische Frontlinie unter Beschuss nehmen.

Nach 10 Uhr beginnt das eigentliche Gefecht, eingeleitet durch den Angriff des Grenadier-Korps der Reichsarmee auf Teuchel. Das heftige Abwehrfeuer der preußischen Artillerie bringt den Vormarsch der Grenadiere jedoch zum Erliegen. Beide Seiten beschränken sich in der Folge auf ein Artilleriegefecht. Außerdem ziehen sich die in Teuchel stehenden Preußen, nachdem sie den Ort in Brand gesteckt haben, auf ihre Hauptstelle zurück. Da auf diese Weise die Gegner nicht aus ihrer Stellung zu vertreiben sind, beschließt man seitens der Reichsarmee am frühen Nachmittag das Korps Luszinsky zu einem Umgehungsmanöver über Dobien -Reinsdorf anzusetzen. Diese Bewegung wird von General Hülsen rechtzeitig erkannt. Er entsendet sofort mehrere Bataillone und selbst Artillerie als Verstärkung nach dort.

Bis zum Einbruch der Dunkelheit unternehmen die leichten Truppen Luszinskys erfolglos mehrere Angriffe, wobei es teilweise zu erbitterten Kämpfen um den Besitz Dobien’s bzw. des als Schanze genutzten Wallberges, der von Preußen hartnäckig verteidigt wird, kommt.

Dobien geht dabei in Flammen auf. Die Kanonade vor Teuchel endete 17 Uhr, als die Reichstruppen plötzlich das Feuer einstellen, in Richtung Schmilkendorf abrücken und dort ein Lager beziehen.

Zu erwähnen wäre noch eine am Nachmittag vom württembergschen Korps ausgehende Aktion. Gegenüber dem alten Dorf Piesteritz passieren leichte Truppen sowie eine größere Anzahl Kavallerie durch eine Furt die Elbe, um den Preußen den Weg abzuschneiden. Den aufmerksamen gegnerischen Patrouillen entgeht das Vorhaben nicht. In einem Gegenstoß werfen schnell herangeführte Kräfte alle feindlichen Truppen auf das andere Ufer zurück.

Nach Beendigung der Kampfhandlungen haben die Preußen über 200 Mann und die Reichstruppen sowie Württemberger über 300 Mann an Toten und Verletzten zu verzeichnen. Um einer Einschließung zuvor zu kommen, tritt das Korps Hülsen noch in der Nacht den Rückzug nach Coswig an.

In Wittenberg bleibt eine preußische Besatzung zurück, deren Kommandant die Aufgabe erhält, die Stadt bis aufs Äußerste zu verteidigen. Das führt zur anschließenden Belagerung und Beschießung am 13. Oktober 1760 durch die Reichsarmee.

Rückblicke

Ihre ersten Statuten verleiht Kurfürst Friedrich der Weise der Leucorea am 1. Oktober 1508.
Demnach finden halbjährlich (1. Mai und 18. Oktober) Rektorwahlen statt. Studenten dürfen ihr Haar nicht brennen und nur kurze Bärte tragen. Sie sollen mindestens eine Vorlesung täglich hören. Verboten ist ihnen zu spielen, Handel zu treiben, mit Prostituierten zu verkehren, nächtliche Ruhe zu stören und Waffen zu tragen. Sie dürfen bis „zur Sättigung“ miteinander trinken. Vor Prüfungen müssen die Studenten geloben, sich bei schlechtem Abschneiden nicht zu rächen. Unterkunft finden die Studierenden in der Merkur- und Sophien- burse, in der Bursa fontis, im alten und neuen Collegium oder bei Professoren und Bürgern der Stadt.

In Bologna stirbt 23-jährig Hans Cranach am 9. Oktober 1537. Er arbeitete zuvor als Maler in der Cranach-Werkstatt und leitete Lehrlinge an. Der Wittenberger Dichter Stigel erwähnt mehrere Lutherporträts von seiner Hand. Am 1. Dezember 1537, nach Bekanntwerden des Trauerfalls, macht Martin Luther im Cranach-Haus einen Beileidsbesuch.

Seinen Namen schreibt der russische Zar Peter der Große am 14. Oktober 1712 an die Tür der Lutherstube. Er übernachtet in der Alten Propstei am Schlossplatz und reist weiter nach Leipzig. Zuvor besichtigt er auch Luthers Bibliothek (heute verschollen) und interessiert sich für das anatomische Kabinett von Abraham Vater.

Der Gesandtschaft ihres Bräutigams Herzog Georg von Bayern-Landshut wird am 24. Oktober 1475 die Prinzessin Hedwig (Jadwiga) von Polen übergeben. Sie ist Tochter des Königs Kasimir IV. von Polen (1447 bis 1492). Die Feier findet in Wittenberg statt, weil die Mutter des Bräutigams eine Schwester von Kurfürst Ernst und Tochter der Kurfürsten-Witwe Margarethe ist. Besonders auffällig im Zug mit 1 200 Pferden und 100 Wagen ist der litauische Edelmann Albert Moniwid. Er reitet auf einem perlengeschmückten Pferd. Der zur Landshuter Fürstenhochzeit weiterreisende Zug wird von Margarethe und ihrer Enkelin Christine, Tochter des Kurfürsten Ernst von Sachsen, begleitet.

Die umgebaute Schlosskirche in Wittenberg übergibt Kaiser Wilhelm II. am 31. Oktober 1892 der Öffentlichkeit. Er frühstückt im Großen Hörsaal des Lutherhauses. Die Speisekarte ist im Bestand des Museums.

Der Bau des Melanchthon Hauses ist am 31. Oktober 1536 abgeschlossen

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